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Dieter Bonk: Hart war’s, aber ich hab’s geschafft…

sagt Dieter Bonk stolz, erzählt von den schlimmsten und schönsten Momenten im vergangenen Jahr und gibt uns erste exklusive Einblicke in was sich bei Klinck alles ändern wird …

Vor genau einem Jahr hat Dieter Bonk die Aufgabe übernommen, das insolvente Unternehmen Klinck aus der Krise zu holen. Er hat es geschafft, das Insolvenzende ist für den 29.02.2020 festgesetzt, Klinck gilt als saniert. Zum 1.3.2020 wird Dieter Bonk alleiniger Geschäftsführer. Die Eigentümerinnen Monika und Susanne Klinck steigen aus der Geschäftsführung aus und wechseln in den bereits gegründeten Beirat. 

Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick

Eine großartige Leistung Herr Bonk, herzlichen Glückwunsch! Wie geht es Ihnen?
Dieter Bonk:
Toll und euphorisiert! Aber, auch unendlich erleichtert, der unbändige Druck der Ungewissheit fällt ab. Es haben sich so viele Leute auf mich verlassen und gehofft, puh, das war der Hauptdruck, der ist jetzt erstmal abgefallen.

Gab es Momente im letzten Jahr, in denen Sie am liebsten alles hingeschmissen hätten?
DB:
Viele Momente! Am Schlimmsten war für mich, nicht selbst bestimmen zu können, die Dinge nicht in der Hand zu haben. Ich durfte mit meinem Team alles vorbereiten, aber ich konnte nicht selbst entscheiden, alles musste über den Insolvenzverwalter gehen.
Und ich wusste nie, wann wir nun aus der Insolvenz rauskommen. Da fehlte einem etwas, ein Tag, ein Ziel, es war ein langer Prozess.

Was war dabei das größte Learning?
DB:
Die Sensibilität langfristiger Entscheidungen, möglichst alle Spätfolgen bis ins kleinste Detail durchzudenken, da habe ich viel gelernt. Als Beispiel kann ich da die Entscheidung nennen einen guten Standort zu schließen, der war in.. nennen wir es „xdorf“ . Das war so weit ab vom Schuss, dass es nicht in unsere Struktur passte. Was, wenn da was passiert, dann haben wir im Umfeld keine Kapazitäten, um zu unterstützen. Eine konzentrierte Revitalisierung aus geographischen Gründen wäre fast nicht möglich. Das hieß für uns konsequent die Regionalität zu begrenzen und auf ein engmaschigeres Filialnetz zu fokussieren.

„Am Anfang wollte ich Distanz behalten, um ganz sachlichen  unemotionale Entscheidungen treffen zu können.“

Ihr Markenzeichen war immer die persönliche Nähe zu allen Mitarbeitern, haben Sie bei Klinck schon alle kennengelernt?
DB
: Noch nicht, nein. Am Anfang wollte ich Distanz behalten, zum Einen um sachlich neutrale Entscheidungen frei treffen zu können zum Anderen um keine Bedürfnisse zu wecken, die ich nicht erfüllen konnte. Die Touristenrunde wollte ich auch nicht machen, bevor Monika und Susanne Klinck und ich wussten, ob ich langfristig bleibe, denn zu Beginn war meine Aufgabe ja eine andere, nämlich alles zu unternehmen, um Klinck aus der Insolvenz zu führen.

Die Anzahl der Mitarbeiter wurde von ca. 700 auf 500 reduziert?
DB:
Diese Mitarbeiter kamen überwiegend aus Salons, die geschlossen wurden und die aus geographischen Gründen nicht in verbleibenden Salons untergebracht werden konnten. In Kiel konnten wir ca. 90% der Mitarbeiter auf umliegende Salons verteilen. Wir haben Arbeitszeiten an starke Umsatzzeiten angepasst und so die Besetzung optimiert. Natürlich hatten wir auch aus Zukunftsängsten Eigenkündigungen wofür ich Verständnis aufbringen musste. Da hoffe ich natürlich stark, dass diese Mitarbeiter wieder zurück kommen. Willkommen sind sie in jedem Fall.

30 Filialen wurden geschlossen, was waren die Kriterien?

1. Defizitäre Standorte

2. Salons, die Unternehmenskriterien nicht erfüllen, zum Beispiel die notwendige regionale Nähe, um von der Gesamtstruktur profitieren zu können, wie das Beispiel des Salons in x-dorf, von dem ich sprach.

3. Zu hohe Mieten, die uns gar keine Chancen ermöglichen, je profitabel zu werden


Was passiert als Nächstes?
DB:
Es wird große Veränderungen für Klinck geben, hmmm, wie formuliere ich das nun politisch korrekt.
Aufräumen mit den vielen Markenkonzepten steht an erster Stelle. Der Fokus wird auf 3 Salonmarkenkonzepte gesetzt (ursprünglich 9) Wir haben neben Salons stationäre Shops und den Onlineshop geschlossen, denn unser Fokus ist die Dienstleistung. Den Handel und den Preiskampf sollen andere machen.

„Der Fokus liegt dabei nicht auf Produkte, sondern auf Weiterbildung und Qualifizierung der Mitarbeiter, Service und Nähe zum Kunden.“

Zum Zweiten werden wir eine Lieferantenbereinigung vornehmen. Es gab weit über 20 Lieferanten, jeder Saft, der irgendwem geschmeckt hat, wurde bestellt. Wir werden unser Portfolio nun deutlich auf unter 10 Lieferanten reduzieren und somit auch unsere Mitarbeiter von der Unübersichtlichkeit befreien und Volumen bündeln. Es wird natürlich einen Hauptlieferanten geben, mit dem wir eine starke strategische Partnerschaft eingehen und der mit uns gemeinsam die Zukunft auf Augenhöhe gestaltet.
Der Fokus liegt dabei nicht auf  Produkten, sondern auf Weiterbildung und Qualifizierung der Mitarbeiter, Service und Nähe zum Kunden.

Als Drittes stärken wir unsere Positionierung als Familienunternehmen. Die Prägung der Salons durch Persönlichkeiten, diesen Charme, will ich beibehalten und noch stärker mit einbinden.

Zu guter Letzt möchte ich Mitarbeiter in Ideen und Entscheidungsprozesse mit einbeziehen, mehr Agilität schaffen, quasi von unten nach oben und nicht umgekehrt. Das unterscheidet uns von großen Unternehmen mit Konzernstrukturen, wo in Prozessen gedacht und gehandelt werden muss. Bei unserer Größe ist es uns bei Bedarf möglich, jeden Salon individualisiert zu betrachten.

Mehr kann ich noch nicht sagen!

Ist Expansion ein Thema?
DB:
Erstmal hat das keine Priorität, unser Thema ist regionale Stabilisierung und zukünftig der Fokus auf Norddeutschland, aber bei lukrativen Angeboten…..

„…ein ausgewogener Mix aus Standorten ist unser Ziel“

Setzen Sie bei Standorten eher auf Freestanding Salons oder EKZs?
DB: 
Wir haben uns für ein ausgewogenes Portfolio entschieden. Aktuell gibt es 1/4 Freestander und 3/4 EKZ Standorte und Verbrauchermärkte. Ziel ist mittelfristig 50/50. 
Wir brauchen eine höhere Flexibilität in den Öffnungszeiten, um allen Mitarbeitern gerecht werden zu können und unserer Tradition als Familienunternehmen nachzukommen.

Am 1.3. beginnen Sie als alleiniger Geschäftsführer – Gibt es davor Urlaub?
DB:
Ja, ab morgen bin ich für zwei Wochen weg. Ich habe jetzt ein Jahr ohne große Pause durchgearbeitet, jetzt muss ich mal durchatmen.

„Ab 1.3. … bin ich endlich in den Salons bei meinen Mitarbetern/nnen unterwegs
und beginne mit dem Operativen“

Was ändert sich mit 1.3., wenn Sie wieder eigenständig sind, für Sie persönlich?
DB:
Ab 1.3. kann ich das machen, was meine Passion ist: Dann bereise ich endlich alle Salons und beginne mit dem Operativen. Jetzt möchte ich endlich jeden und alles kennenlernen: jeden Mitarbeiter, jeden Salon und jede Ecke.

Woher nehmen Sie Ihre Energie?
DB:
Ich bin von Anfang an von der Familie Klinck und allen mit denen ich bei Klinck zu tun hatte so herzlich empfangen worden, habe so viel Wertschätzung erhalten, dass es sehr schnell eine extrem hohe Identifikation mit tollen Gefühlen in mir geschaffen hat. Es fühlt sich einfach richtig an. Ich glaube fast es war Bestimmung.

Und werden Sie nun nach Kiel umziehen?
DB:
Nein, Düsseldorf bleibt meine Heimat. Ich brauche diesen Lebensmittelpunkt, den ich vor Jahren in Düsseldorf geschaffen habe, um meine Arbeit gut zu machen.
In der heutigen Zeit ist es doch egal, wo der Schreibtisch steht und ich werde sowieso viel unterwegs sein.

Dann sehen wir uns in wenigen Wochen auf der Top Hair Messe?
DB:
Oh ja, mit Stolz geschwellter Brust werde ich über die Top Hair gehen, denn genau vor einem Jahr haben mich dort noch einige belächelt und nicht daran geglaubt, dass es mit der Friseur Klinck GmbH weiter geht. Jetzt kann ich sagen: „Hart war es, aber ich hab‘s geschafft. Yes we can!“ Ich verantworten jetzt ein tolles Familienunternehmen und bin ein Teil der Klinck Familie geworden“

Lieber Dieter Bonk, ich gratuliere zum Erfolg, wohl verdient und eine gute Nachricht zu Jahresbeginn für die gesamte Branche.